Neuronale und genetische Grundlagen von Individualität und Personalität

Carlos Pantoja erhält NARSAD Young Investigator Grant

6. November 2017

Menschen verhalten sich unterschiedlich und auch individuelle Tiere können in einer vorgegebenen Situation verschieden reagieren. Wie solche individuellen Verhaltensunterschiede im Gehirn und den Genen verankert sind, will Carlos Pantoja vom Max-Planck-Institut für Neurobiologie mit Hilfe von Zebrafischlarven untersuchen. Er plant die Gehirnaktivität der Fische zu beobachten, während sie sich an einen akustischen Reiz gewöhnen. Veränderungen der untersuchten Reaktion können beim Menschen ein Indiz für Angsterkrankungen und Schizophrenie sein. Die Studie wird mit einem NARSAD Young Investigator Grant unterstützt.

Wer ein Haustier hat weiß, nicht nur Menschen besitzen eine eigene Persönlichkeit. Während einige Tiere eher vorsichtig und ängstlich sind, verhalten sich Artgenossen in ähnlicher Situation aufgeschlossen und neugierig. An den äußeren Rändern solch einer Verhaltensbandbreite finden sich beim Menschen häufig Verhalten, die mit psychiatrischen Erkrankungen in Verbindung stehen. Es ist jedoch kaum verstanden, wie solche individuellen Verhaltensunterschiede im Schaltplan des Gehirns verankert sind und im Genom kodiert werden. Mit Hilfe von Zebrafischlarven möchte Carlos Pantoja vom Max-Planck-Institut für Neurobiologie solche Zusammenhänge untersuchen.

Individuelle Zebrafischlarven zeigen Unterschiede in der sogenannten akustischen Schreckreaktion (ASR). Dieses angeborene Verhalten kommt bei vielen Tierarten und auch dem Menschen vor. Erschreckt durch einen Ton, krümmen Zebrafischlarven ihren Schwanz in Vorbereitung auf eine Flucht. Widerholt sich das Ereignis, lernen einzelne Fische den Ton unterschiedlich schnell zu ignorieren, während sich andere Tiere nie daran gewöhnen. Diese individuelle ASR-Gewöhnung der Fischlarven zeigt Eigenschaften, die menschlichen und tierischen Persönlichkeitsunterschieden ähnelt.

Carlos Pantoja plant die Aktivitätsmuster und Nervenzellverbindungen im Gehirn von Zebrafischen zu untersuchen, während diese ihre individuelle ASR-Gewöhnung zeigen und entwickeln. Da ASR-Veränderungen mit Angsterkrankungen und Schizophrenie in Verbindung gebracht werden, können die Ergebnisse der Studie auch für den Menschen relevant sein.

Der Preisträger

Carlos Pantoja studierte Medizin an der Medical School der University of Brasilia und machte seine Doktorarbeit an der University of California in San Francisco. Im Anschluss forschte er als Postdoc an der University of California in Berkeley. Seit Januar 2017 arbeitet er in der Abteilung von Herwig Baier am Max-Planck-Institut für Neurobiologie.

Der NARSAD Young Investigator Grant

Die NARSAD Forschungsförderung der Brain & Behavior Research Foundation gehört zu den höchsten Auszeichnungen für neuro-psychiatrische Forschung. Der Young Investigator Grant fördert ambitionierte Projekte junger Wissenschaftler mit jährlich 35.000 US-Dollar für die Dauer von zwei Jahren.

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