Tobias Bonhoeffer wird Mitglied der National Academy of Sciences (NAS)

Hohe Auszeichnung für den Martinsrieder Max-Planck-Direktor

30. April 2020

Tobias Bonhoeffer, Direktor am Max-Planck-Institut für Neurobiologie, ist zum Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften der USA berufen worden. Die Akademie wurde 1863 mit dem Auftrag gegründet, die US-amerikanische Regierung in Fragen der Wissenschaft und Technologie zu beraten. Die Wahl zum NAS-Mitglied ist eine der höchsten Anerkennungen für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Tobias Bonhoeffer erforscht, wie das Gehirn lernt. Dabei interessiert ihn jedoch nicht, mit welcher Methode zum Beispiel Vokabeln am besten gepaukt werden können. Er schaut deutlich tiefer und möchte verstehen, wie einzelne Nervenzellen und ganze Zellschaltkreise neue Informationen und gelernte Inhalte speichern.

Die Forschungsarbeiten von Tobias Bonhoeffer haben unser Wissen über das Lernen im Gehirn bedeutend vorangebracht. So wissen wir nun zum Beispiel, dass Nervenzellen winzige Fortsätze ausbilden, über die sie dann neue Informationen mit ihren Nachbarzellen teilen können. Wird eine Information wieder vergessen, verschwinden diese Brücken wieder – aber oft nicht vollständig, was ein Wiedererlernen erleichtert.

In Anerkennung dieser und anderer herausragender Beiträge in der Neurobiologie wurde Tobias Bonhoeffer nun zum Mitglied der National Academy of Sciences (NAS) berufen. „Diese Berufung ist eine ganz besondere Ehre und große Auszeichnung, über die ich mich außerordentlich freue,“ so Bonhoeffer.

Zur Person

Tobias Bonhoeffer studierte Physik an der Universität Tübingen und schrieb seine Doktorarbeit am Tübinger Max-Planck-Institut (MPI) für biologische Kybernetik. Nach einem Forschungsaufenthalt an der Rockefeller Universität in New York und am MPI für Hirnforschung in Frankfurt leitete er ab 1993 eine unabhängige Forschungsgruppe am MPI für Psychiatrie. Seit 1998 ist Tobias Bonhoeffer Direktor am Max-Planck-Institut für Neurobiologie. Hier untersucht er mit seiner Abteilung Synapsen – Schaltkreise – Plastizität was im Gehirn passiert, wenn es lernt oder vergisst.
Neuigkeiten aus der Forschung und Abteilung von Tobias Bonhoeffer gibt es hier.

Die Nationale Akademie der Wissenschaften (NAS, USA)

Die National Academy of Sciences (NAS) wurde am 3. März 1863 auf der Höhe des amerikanischen Bürgerkrieges gegründet. Präsident Abraham Lincoln unterzeichnete den entsprechenden Act of Congress und rief so eine gemeinnützige Organisation ins Leben, die seitdem die US-Regierung in wissenschaftlichen Fragen unterstützt und eigene Untersuchungen durchführt. Die Mitglieder der NAS sind führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen.

Jedes Jahr wählt die NAS bis zu 120 neue Mitglieder pro Jahr. Mitglieder müssen US-Bürger sein. Hinzu kommen jährlich bis zu 30 neu gewählte auswärtige Mitglieder. Rund 190 der derzeit 2400 Mitglieder und 500 auswärtigen Mitglieder sind Nobelpreisträger. Neue Mitglieder werden von den bestehenden Mitgliedern gewählt. Ein Selbstvorschlag ist nicht möglich.

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