Anerkennung für überragende Arbeiten junger Wissenschaftler
Tobias Rose und Co-Erstautoren Matthias Meier und Etienne Serbe erhalten „Young Scientist Award“
Nach teils jahrlangem Arbeiten an der eigenen Forschung endlich die Ergebnisse in Fachzeitschriften zu veröffentlichen, ist für jeden Wissenschaftler ein wichtiger Augenblick. Denn seit dem 17. Jahrhundert gelten nur entsprechend publizierte Arbeiten als allgemein anerkannt. So ist eine gleichbleibend hohe Qualität der Arbeiten möglich, da die Forschungsergebnisse von anderen Experten überprüft werden können. Zudem steht hinter dem Anspruch zu veröffentlichen der Grundgedanke, dass Wissenschaftler weltweit von den Ergebnissen erfahren und so auf diese aufbauen können.
Ganz besonders wichtig sind Veröffentlichungen für junge Wissenschaftler, die unter anderem damit ihre Karriere in der Forschung aufbauen. Das Max-Planck-Institut (MPI) für Neurobiologie würdigt daher mit dem „Young Scientist Award“ einmal im Jahr die herausragendsten Publikationen junger Forscher des Instituts.
Zur Wahl für den mit 1000 Euro dotierten „Young Scientist Award“ stehen veröffentlichte Arbeiten des vergangenen Jahres, deren Erstautoren am MPI für Neurobiologie forschen oder bis vor kurzem geforscht haben. Für das Jahr 2016 geht die Auszeichnung an Tobias Rose und an die gemeinsamen Erstautoren Matthias Meier und Etienne Serbe.
Die ausgezeichneten Arbeiten
Tobias Rose
Stabile Wahrnehmung im erwachsenen Gehirn
Nach einer Veränderung können Nervenzellen zu ihrem ursprünglichen Zustand zurückkehren
Das erwachsene Gehirn hat gelernt, wie es aus den Informationen der Sinnesorgane ein Bild der Umwelt berechnet. Verändern sich die Eingangssignale jedoch, kann sich auch das erwachsene Gehirn anpassen – und kehrt, im Idealfall, zu seinem ursprünglichen Aktivitätsmuster zurück, wenn die Störung behoben ist. Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Neurobiologie in Martinsried konnten nun in Mäusen zeigen, dass diese Eigenschaft auf der Fähigkeit einzelner Nervenzellen beruht. Die Ergebnisse demonstrieren, dass sich einzelne Zellen stark auf Veränderungen einstellen und auch wieder ihren Ausgangszustand einnehmen können. Dies könnte erklären, warum das erwachsene Gehirn trotz ständiger Veränderungen nicht kontinuierlich alles neu erlernen muss. (Science, Juni 2016)
Tobias Rose studierte und promovierte in Göttingen an der Georg-August-Universität und war am European Neuroscience Institute tätig, bevor er als Post-Doktorand an das Friedrich Miescher Institute for Biomedical Research nach Basel (Schweiz) ging. In der Abteilung Synapsen – Schaltkreise – Plastizität von Tobias Bonhoeffer am Max-Planck-Institut für Neurobiologie ist Tobias Rose seit 2010 Projektgruppenleiter.
Matthias Meier und Etienne Serbe
Diese Zellen sagen, wo’s lang geht
Neurobiologen charakterisieren Nervenzellen, die aus Lichtveränderungen Bewegungen machen
Die Fähigkeit, Bewegungen und ihre Richtung zu erkennen, ist überlebenswichtig. Nur so können Feinde vermieden, Beute gefangen oder eine Straße sicher überquert werden. Bewegungen werden jedoch nicht direkt erkannt, sondern entstehen erst durch spätere Berechnungen. Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Neurobiologie in Martinsried haben nun herausgefunden, dass an der Berechnung richtungsselektiver Signale vier Nervenzelltypen beteiligt sind – doppelt so viele als bisher angenommen. Diese weitere Parallele zum Sehsystem der Wirbeltiere zeigt, wie viel wir auch über unser eigenes Sehen von Fliegen lernen können. (Neuron, Februar 2016)
Matthias Meier studierte Biologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. In der Abteilung Schaltkreise - Information - Modelle von Alexander Borst am Max-Planck-Institut für Neurobiologie forschte er für seine Bachelor- und Doktorarbeiten und arbeitet seit 2016 als Post-Doktorand in der Abteilung.
Etienne Serbe studierte an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, wo er 2016 promovierte. Die Forschung für seine Dissertation führte Etienne Serbe am Max-Planck-Institut für Neurobiologie in der Abteilung Schaltkreise - Information – Modelle von Alexander Borst durch, wo er derzeit als Post-Doktorand arbeitet.