Auszeichnung für junge Wissenschaftler*innen
Young Scientist Award geht dieses Jahr an Gianina Ungurean und Giacomo Costalunga
Hinter der Veröffentlichung einer wissenschaftlichen Arbeit steckt jahrelange Arbeit, viel Herzblut und Anstrengung. Mit dem Young Scientist Award wollen wir daher wegweisende Publikationen junger Wissenschaftler*innen am Institut ehren. Dieses Jahr geht der mit 1000€ dotierte Preis an Gianina Ungurean und Giacomo Costalunga. Ihre jeweiligen Veröffentlichungen in Nature Communications und Current Biology geben neue Einblicke in das schlafende Tauben-Gehirn und die Gesangskünste von Nachtigallen.
Träumen Tauben im Schlaf?
Träumen schien lange nur dem Menschen vorbehalten zu sein. Gianina Ungurean aus der Forschungsgruppe von Niels Rattenborg untersuchte mithilfe der funktionellen Kernspintomographie die Aktivierungsmuster im Gehirn schlafender Tauben. Zusammen mit ihren Kolleg*innen stellte sie fest, dass während des REM-Schlafs vor allem die Gehirnbereiche aktiv sind, die für die Verarbeitung visueller Reize während des Flugs zuständig sind. Dies lässt mutmaßen, dass Tauben im Schlaf womöglich vom Fliegen träumen.
Zudem konnten die Forschenden erstmals zeigen, dass der Durchfluss der Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit während dieser Schlafphase drastisch abnimmt. In der weniger aktiven Non-REM-Schlafphase soll der Durchfluss den Abtransport von Abfallstoffen aus dem Gehirn unterstützen. Diese Ergebnisse liefern neue, wichtige Einblicke in die Biologie des Schlafs und legen nahe, dass der aktive Zustand des Gehirns im REM-Schlaf auf Kosten einer verringerten Abfallbeseitigung gehen könnte.
Gianina Ungurean studierte Biotechnologie in Lyon, bevor sie in der Gruppe „Vogelschlaf “ am MPI für biologische Intelligenz mit der Forschung zu ihrer Doktorarbeit begann. Seit 2022 arbeitet sie als Postdoc innerhalb des Multiscale Bioimaging Cluster of Excellence der Universität Göttingen und am MPI für biologische Intelligenz.
Faszinierende Gesangskünste von Nachtigallen
Nachtigallen sind für ihre außergewöhnlichen Gesangskünste bekannt. Währen der Paarungszeit liefern sichdie Männchen regelrechte Gesangsduelle. Giacomo Costalunga aus Daniela Vallentins Forschungsgruppe untersuchte in der prämierten Studie mit seinen Kolleg*innen inwiefern Nachtigallen dabei ihre Gesänge an die ihrer Konkurrenten anpassen können – vergleichbar, wenn wir Menschen die Lautstärke oder Tonhöhe an unseren Gesprächspartner angleichen.
Die Forschenden konnten zeigen, dass die Vögel ihre Strophen gezielt als Reaktion auf den Gesang rivalisierender Nachbarn singen und die Tonhöhe über ein breites Frequenzspektrum hinweg flexibel anpassen. Dies konnte in den Brutrevieren in Deutschland und auch im Überwinterungsquartier in Afrika beobachtet werden, wo die Vögel kaum singen. Die Ergebnisse deuten auf die Existenz eines neuronalen Schaltkreises hin, mit dem Nachtigallen die Tonhöhe ihres Gesangs in Echtzeit an ihre Gegner anpassen können.
Giacomo Costalunga erhielt seinen Bachelor-Abschluss in Biologie an der Universität Padua in Italien und wechselte anschließend für sein Masterstudium an die Universität in Triest. Seit 2020 forscht er als Doktorand in der Forschungsgruppe „Neuronale Grundlagen vokaler Kommunikation“ am MPI für biologische Intelligenz an dem komplexen Gesangsverhalten von Nachtigallen.