Max-Planck-Institut für Ornithologie setzt weiter auf den Forschungsstandort Seewiesen

5. April 2012
Die Gemeinden Pöcking und Andechs haben in der vergangenen Woche die Ausweisung von Konzentrationsflächen für den Bau von Windkraftanlagen beschlossen. Von der Entscheidung betroffen ist auch das Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen. Direktor Manfred Gahr befürchtet Einschränkungen der wissenschaftlichen Arbeit, baut jedoch weiterhin auf den zwischen Pöcking und Andechs gelegenen Forschungsstandort – und die erklärte Absicht beider Gemeinden sowie des Landkreises Starnberg, die Forschungen des Max-Planck-Instituts nicht zu gefährden.

Für Prof. Dr. Manfred Gahr, Direktor am Max-Planck-Institut für Ornithologie, ist die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien alternativlos. Sollte es jedoch zum Bau von Windkraftanlagen nahe seiner Forschungseinrichtung kommen, befürchtet der Direktor erhebliche Probleme für die Arbeit der Wissenschaftler: „Wir haben am Forschungsstandort Seewiesen in den letzten Jahren über 25 Mio. EUR an Bund- und Landesmitteln in sensible Hochleistungstechnik und verbesserte Infrastruktur investiert. Diese Investitionen schufen die Voraussetzungen, um Grundlagenforschung auf einem international anerkannten Niveau mit Schwerpunkt Verhaltensforschung zu betreiben. Windkraftanlagen in unmittelbarer Nähe unseres Instituts würden uns aber bei aktuellen und künftigen Forschungsvorhaben stark einschränken“, so Manfred Gahr.

Das am Eß-See zwischen Starnberg und Andechs gelegene Institut ist durch seine Lage weitgehend frei von technischen und urbanen Einflüssen. Schon der Verhaltensforscher Konrad Lorenz fand in Seewiesen ideale Forschungsbedingungen vor – und wurde für seine Arbeit 1973 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Manfred Gahr: „Unsere herausragenden Standortfaktoren möchten wir uns und auch künftigen Forschergeneration erhalten. Deshalb haben wir die Gemeinden Andechs und Pöcking in einer Stellungnahme auf die negativen Auswirkungen aufmerksam gemacht, die eine Windkraftanlage auf der ausgewiesenen Konzentrationsfläche hätte. Insbesondere die Schallemission und der Schattenwurf der Windturbinen würden die Versuchsbedingungen auf unserem Gelände beeinflussen, zum Beispiel bei akustischen Lernexperimenten, der Untersuchung von Tagesrhythmen oder gerade bei gezielten Untersuchungen der Auswirkungen von urbanem Lärm und Lichtquellen auf das Verhalten. Diese Auswirkungen einer Windkraftanlage kämen voraussichtlich nur in der nördlichen Hälfte der Konzentrationsfläche zum Tragen.“

Direktor Manfred Gahr setzt Vertrauen in die Gemeinden und den Landkreis und ist optimistisch, dass die belastbaren Bedenken des Max-Planck-Instituts bei allen weiteren Planungen entsprechend berücksichtigt werden. „Wir werden die Gespräche und die bisherige sehr gute Zusammenarbeit mit den Gemeinden und dem Landkreis fortführen. Die spezielle Nutzung von Seewiesen als Forschungsstandort wurde ja durch einen Eintrag in den neuen Flächennutzungsplan bereits dokumentiert – das nimmt mir schon ein wenig ‚Wind-Last’ von den Schultern“, bekennt Manfred Gahr.

Über das Institut

Das Max-Planck-Institut für Ornithologie Institut entstand 2004 in der Nachfolge des Max-Planck-Instituts für Verhaltensphysiologie. Prof. Dr. Manfred Gahr und Prof. Dr. Bart Kempenaers forschen mit ihren Abteilungen im bayerischen Seewiesen und sind als Professoren an der Ludwig-Maximilians-Universität München tätig. Prof. Dr. Martin Wikelski ist Direktor der dritten Abteilung in Radolfzell am Bodensee und Lehrstuhlinhaber an der Universität Konstanz. Am gesamten Institut arbeiten und forschen über 200 Mitarbeiter.

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