50 Jahre Seewiesen - 50 Jahre erfolgreiche Grundlagenforschung
Festveranstaltung und Fotoausstellung im Mittelpunkt der Jubiläumsfeier
Wissenschaftsminister Dr. Wolfgang Heubisch beeindruckt von Forschungsprojekten
Prof. Dr. Peter Gruss, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, würdigt hervorragenden Ruf
Modernste Technik wie Molekular-Labor und Windkanal, eine sanierte Infrastruktur und beste Arbeitsbedingungen durch die direkte Lage am Ess-See: Seit 2004 betreibt das Max- Planck-Institut für Ornithologie international anerkannte Grundlagenforschung. Damit setzt das Institut die nunmehr über 50-jährige erfolgreiche Tradition des Forschungsstandorts Seewiesen fort. Gewürdigt wurde das Jubiläum heute mit einer Festveranstaltung, einem Symposium mit internationalen Wissenschaftlern, einer Präsentation der aktuellen Arbeit und einer Fotoausstellung. Gäste der Veranstaltung waren unter anderem der Bayerische Staatsminister Dr. Wolfgang Heubisch, Luitpold Prinz von Bayern, Lord John R. Krebs of Wynham, Auswärtiges Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft und Karl Roth, Landrat Starnberg.
„Das Max-Planck-Institut in Seewiesen vereint modernste Forschung und wissenschaftliche Tradition. In seinen beeindruckenden Forschungsprojekten verbindet das Institut Ornithologie und modernste Spitzentechnologie. Wie gut Vogelkunde und High-Tech zusammenwirken können, hätte sich Konrad Lorenz, einer der unvergessenen Gründer- Väter des Forschungsstandorts Seewiesen, wohl nicht träumen lassen“, so der Bayerische Wissenschaftsminister Dr. Wolfgang Heubisch in seinem Grußwort.
Prof. Dr. Peter Gruss, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, in seiner Festansprache: „Mit dem Vorgängerinstitut hat das Max-Planck-Institut für Ornithologie außer dem Standort noch immer viel gemeinsam. Es genießt in der wissenschaftlichen Community einen hervorragenden Ruf. Die Forscherinnen und Forscher arbeiten weiterhin international vernetzt und führen ihre Beobachtungen in allen Himmelsrichtungen durch. Und die Bedeutung der Forschung reicht auch heute noch weit über das eigentliche Fach hinaus. Gerade aus dem Vogelzug können wir zum Beispiel lernen, wie sich der Klimawandel jetzt schon auswirkt oder auch wie sich Krankheiten verbreiten.“
Die Geschichte des Forschungsstandorts Seewiesen
Tradition und Moderne: Im Rahmen einer Fotoausstellung konnten sich die mehr als 200 Gäste und Mitarbeiter über die wechselhafte und erfolgreiche Geschichte Seewiesens informieren. So war das Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie 1954 eine der wenigen Neugründungen der Max-Planck-Gesellschaft nach dem Krieg. Anerkannten Wissenschaftlern wie den Gründungsdirektoren Prof. Dr. Erich von Holst und Nobelpreisträger Prof. Dr. Konrad Lorenz gelang es nach der Einweihung des Instituts im Jahr 1958, das am Ess-See zwischen Starnberg und Andechs gelegene Seewiesen als auch die 1959 angegliederte Vogelwarte Radolfzell als internationalen Forschungsstandort für Verhaltensphysiologie zu etablieren.
In den Folgejahren erfährt die Forschungsgeschichte Seewiesens ihre Fortführung durch die Direktoren Jürgen Aschoff, Dietrich Schneider, Horst Mittelstädt, Franz Huber, Wolfgang Wickler, Eberhard Gwinner und Peter Berthold.
In den 1990er Jahren kam es zur Gründung der Max-Planck-Forschungsstelle für Ornithologie (1997) und der Schließung des Max-Planck-Instituts für Verhaltensphysiologie (1999). 2004 wurde die Forschungsstelle dann in Max-Planck-Institut für Ornithologie umbenannt.
Prof. Dr. Martin Wikelski, Geschäftsführender Direktor des Max-Planck-Instituts für Ornithologie: „Vögel sind wegen ihrer großen Wanderungen die ideale Tiergruppe, um die vielfältigsten biologischen Verknüpfungen zwischen Ökosystemen auf der Welt zu verstehen.“
Forschung heute im Max-Planck-Institut für Ornithologie
Am Hauptsitz des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Seewiesen wird heute unter der Leitung der Direktoren Prof. Dr. Manfred Gahr (52) und Prof. Dr. Bart Kempenaers (44) geforscht. Bart Kempenaers, 2003 zum Direktor berufen, widmet sich mit seiner Abteilung den Themen Verhaltensökologie und evolutionäre Genetik. Manfred Gahr, Direktor seit 2004, legt seinen Forschungsfokus auf den Bereich Verhaltensneurobiologie. Mit Martin Wikelski (45) wird 2007 ein dritter Direktor berufen. Seine Forschungsabteilung befasst sich mit Tierwanderungen und Immunökologie und hat ihren Sitz im Teilinstitut Vogelwarte Radolfzell am Bodensee.
Für eine engagierte Nachwuchsförderung des Instituts stehen darüber hinaus sechs Forschungsgruppen. Ihre Arbeit umfasst unter anderem die Kommunikation und das Sozialverhalten von Vögeln, die vergleichende gestische Kommunikation von Rabenvögeln, den Schlaf und Flug bei Vögeln, die Sinnesökologie von Fledermäusen, die evolutionäre Physiologie von Kohlmeisen und die hormonelle Steuerung bei Seevögeln.
„In der Zusammenarbeit mit den jungen und etablierten Forschungsgruppen werden wir auch versuchen, zur Lösung globaler ökologischer Probleme wie der Ausbreitung von Krankheiten, der Verstädterung und Umweltzerstörung beizutragen“, so Martin Wikelskis Ausblick in die Zukunft.