Nässe und Kälte begünstigen dunkles Gefieder
Anhand von Niederschlagsmenge und Temperatur lässt sich die Färbung von Vögeln vorhersagen
In niederschlagsreichen und in kalten Regionen sind Vögel oft dunkel gefärbt. Das zeigt eine Analyse der Gefiederfärbung eines internationalen Teams von Wissenschaftlern mit Beteiligung des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Seewiesen. Die Forscher bestätigen damit zwei eigentlich widersprüchliche Theorien zur Färbung von Tieren. Die eine besagt, dass Tiere zur besseren Tarnung im warmen und feuchten Klima dunkler sind. Die andere sieht Tiere eher im kalten Klima dunkler gefärbt, weil sie so mehr Wärme aufnehmen können. Die geografischen Unterschiede in der Färbung sind eine wichtige Grundlage für das Verständnis dafür, wie sich Tiere an klimatische Änderungen anpassen können.
Dass unterschiedliches Klima die Färbung von Tieren beeinflusst, hat bereits vor über 200 Jahren der Biologe Constantin Gloger beobachtet. Er notierte, dass Tierarten in tropischen Regionen tendenziell pigmentierter sind. Dieses auch Glogers Regel genannten Zusammenhangs zufolge sind Tiere in wärmeren und feuchteren Regionen dunkler gefärbt, weil sie so in schattigen Habitaten wie den tropischen Urwäldern besser getarnt sind.
Diese Regel scheint jedoch im Widerspruch zu stehen mit einer anderen alten Theorie zur Färbung von Tieren, der sogenannten Bogert’s Regel. Sie besagt, dass die Gefiederfärbung vor allem in kälteren Regionen dunkler ist, damit die Tiere durch die bessere Absorption von Sonnenlicht Unterstützung für ihre Wärmeregulierung bekommen.
Je nach Art gelten beide Regeln
Ob und in welchem Ausmaß diese beiden Regeln allgemein gültig sind, hat nun ein internationales Team von Ornithologen von der Monash Universität in Australien, der Massey Universität in Neuseeland und des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Seewiesen untersucht. Ihre Analyse der Gefiederfärbung von fast 6.000 Singvogelarten weltweit zeigt, dass dunkel gefärbte Vögel vor allem in Gegenden mit hohen Niederschlägen und kälteren Temperaturen vorkommen. Sie bestätigt damit beide Regeln.
Einige Gruppen von Vögeln folgen dabei nicht den Regeln. Die Analyse hat ergeben, dass sich beide Regeln gegenseitig beeinflussen: Der Niederschlagseffekt ist dominanter als der Temperatureffekt. So verschwindet in Regionen, bei denen das Klima von kalt-trocken zu feucht-warm reicht, der Gefieder-aufhellende Effekt der Temperatur durch den stärkeren, verdunkelnden Effekt des Niederschlags. “Bei den Vögeln Südamerikas gibt es zum Beispiel keinen Zusammenhang zwischen ihrer Gefiederfarbe und der Temperatur”, erklärt der Leiter der Studie, Kaspar Delhey.
Andererseits wird der Effekt der Färbung aber auch verstärkt, wenn das Klima sich von heiß-trocken zu kalt-nass ändert. „Der Klimagradient bestimmt, ob die beiden Regeln miteinander oder gegeneinander arbeiten, und erklärt, warum manche Vogelarten scheinbar nicht ins Schema passen“, sagt Bart Kempenaers aus Seewiesen, Letztautor der Studie.
Die geografischen Unterschiede in der Färbung, wie sie durch Glogers und Bogerts Regeln beschrieben werden, können uns Hinweise geben, wie sich Tiere in der Vergangenheit an klimatische Bedingungen angepasst haben. So trägt die neue Studie Informationen zu dem Gesamtbild bei, wie sich zukünftige Änderungen der Klimabedingungen auf Tiere auswirkt.