Lina Maria Giraldo Deck

Das Fortpflanzungsverhalten ist bei den verschiedenen Tierarten sehr unterschiedlich, aber gelegentlich auch innerhalb der Arten variabel. Unter den Vögeln stellt der Kampfläufer (Philomachus pugnax) einen Sonderfall dar, bei dem es drei verschiedene Fortpflanzungsphänotypen gibt, die bei den Männchen am stärksten ausgeprägt sind: lek-bildende aggressive Independents, anzeigende und nicht-aggressive Satellites und die Weibchen imitierende Faeders. Interessanterweise sind diese Morphen vollständig genetisch determiniert, und jede männliche Morphe hat eine entsprechende weibliche Version. Das System der Halskrause bietet somit eine einzigartige Gelegenheit zu verstehen, wie spezifische genetische Sequenzen die physiologische Maschinerie von Männchen und Weibchen beeinflussen und so eine Brücke zwischen Genetik und Verhalten schlagen. Kürzlich wurden die genetischen Unterschiede zwischen den Morphen auf der Ebene der DNA-Sequenz charakterisiert. Unter den Genen, die Unterschiede zwischen den Morphen aufweisen, stechen mehrere Gene hervor, die an der Regulierung des Steroidstoffwechsels beteiligt sind. Im Rahmen meines Dissertationsprojekts möchte ich diese Erkenntnisse vertiefen und die wichtigsten Unterschiede im Steroidhormonspiegel zwischen den verschiedenen Morphen in den verschiedenen Lebensstadien ermitteln und diese letztlich mit Verhaltensvariationen in Verbindung bringen. Zu diesem Zweck werde ich das Wachstum, die Steroidproduktion, die Steroidrezeptoren und die Expression von Kandidatengenen bei Kampfläufern während der Entwicklung untersuchen. Darüber hinaus werde ich untersuchen, wie sich die Morphen auf die weiblichen Fortpflanzungsphänotypen auswirken, und prüfen, ob sich die Steroidverteilung in den Eiern der Weibchen je nach Morphe unterscheidet.