Julia Cramer

Postdoktorand*in
Evolution Sensorischer und Physiologischer Systeme
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5/1.04

Forschungsinteressen

Evolution der Geschmackswahrnehmung und Ernährungsunterschiede coraciimorpher Vogelarten

Der Geschmackssinn stellt eine Schnittstelle zwischen einem Individuum und seiner Umwelt dar. Dabei beeinflusst die Zusammensetzung der vorhandenen Geschmacksrezeptoren, die dem Geschmackssinn zugrunde liegen, die Ernährung und folglich auch die ökologische Nische eines Organismus. Trotz dieser wichtigen ökologischen Bedeutung, die der Geschmackssinn damit hat, fehlt Vögeln der allgemein anerkannte Rezeptor für Süßes (T1R2/T1R3), wie ihn beispielsweise Säugetiere besitzen. Wie also können Vogelarten, die eine Vorliebe für süße Nahrung wie z.B. Nektar oder Früchte haben, Zucker wahrnehmen?

Die breite Verteilung nektar- und fruchtfressender Vogelarten über den phylogenetischen Stammbaum ermöglicht uns, die Mechanismen der Wahrnehmung von Süßem bei verschiedenen näher und entfernter verwandten Arten zu untersuchen und untereinander zu vergleichen. Gibt es hier Unterschiede in der Struktur und Funktion der Geschmacksrezeptoren, die jenen ähneln, die kürzlich bei Kolibris entdeckt wurden? In meiner Doktorarbeit untersuche ich das Ausmaß konvergenter Evolution, indem ich versuche herauszufinden, an welchen Stellen im Stammbaum der Vögel die genetischen Veränderungen (Mutationen) auftreten, die diesen Unterschieden im Geschmackssinn zugrunde liegen. Mein Fokus liegt dabei zum einen auf der phylogenetischen Klasse der Coraciimorphae – eine Gruppe, die sowohl Arten umfasst, die sich auf Süßes wie Früchte und Nektar, oder aber auf Insekten spezialisiert haben (Spezialisten), zum anderen aber auch auf auch Arten, die ein breites Nahrungsspektrum aufweisen (Generalisten). Ich untersuche dabei die molekulare Basis solch unterschiedlicher Vorlieben und erforsche, wie sich die Eigenschaften der T1R Rezeptoren zwischen den verschiedenen Arten unterscheiden. Hierbei verfolge ich einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem eine Kombination aus molekularen Experimenten und Verhaltensversuchen zur Anwendung kommt.

Vita

Ausbildung:

11/2022 - jetzt:     Postdoc, Max-Planck-Institut für biologische Intelligenz, Seewiesen

07/2016 - 10/2022: Doktorandin, Max-Planck-Institut für Ornithologie Seewiesen, jetzt Max-Planck-Institut für biologische Intelligenz

2013: MSc in Biologie mit Schwerpunkt Ökologie und Evolution, Universität Konstanz

2010: BSc in Biologie, Universität Konstanz

Arbeitserfahrung:

2015 – 2016: Labor- und Feldassistentin, Max-Planck-Institut für Ornithologie Seewiesen

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