Christian Fackelmann berichtet von der Feldarbeit in Waldkraiburg
Mitte Juni bis Anfang Juli

In den Folgewochen schaue ich regelmäßig nach den Jungvögeln und versuche diese in den Baumkronen zu finden und zu beobachten. Bis Ende Juni sind alle erfolgreich ausgeflogen. Lediglich von dem „Kleinen“ aus der Dreierbrut gelingt kein sicherer Nachweis mehr, während seine beiden Geschwister - kenntlich durch die „Rucksäcke“ auf den Rücken - bereits gut fliegen und durch regelmäßige heisere Bettelrufe auf sich aufmerksam machen.

Die Familien halten sich noch eine Zeitlang im Umfeld des Brutplatzes auf. In einigen Wochen werden die Jungvögel selbständig sein. Wann sie das elterliche Revier verlassen, wohin sie dann ziehen, wie lange sie dort bleiben und wo sie sich später ansiedeln werden, einen Partner finden und selber zur Brut schreiten, das sind die Fragen, die mit Hilfe der Sender geklärt werden können.
Ich hoffe, dass die Jungbussarde, an deren Schicksal ich teilhaben durfte, die schwere und gefährliche Zeit des Selbständigwerdens und Umherstreifens überleben, und dass ich in den kommenden Monaten und Jahren Gelegenheit haben werde, den einen oder anderen wieder vors Fernglas zu bekommen. Was nach mehreren Monaten intensiver Beschäftigung mit einem meiner Lieblingsgreife bleibt, sind ein voller Notizblock und viele intensive Erlebnisse während der Suche nach ihren Brutplätzen im Umfeld von Waldkraiburg. Ich wünsche dem Projekt viel Erfolg und möchte mich bei den Mitarbeitern des Max-Planck-Instituts für die Erteilung des Auftrags und die gute und freundschaftliche Zusammenarbeit bedanken.
08.-16.06.2014

Die Zeit für die Besenderung der Jungvögel rückt näher. Vorab besuche ich die aktiven Brutplätze nochmals, um Informationen zu Alter und Anzahl der Jungen zu erhalten. Im ersten Horst sehe ich das noch weiße Köpfchen eines knapp vier Wochen alten Jungvogels. Ein Einzelkind, wie sich später herausstellt. Am 15. Juni wird es besendert. Im Horst finden sich dann auch Federn von einem Stieglitz, von Drosseln und die Reste eines Jungvogels von 2013. Wahrscheinlich war er ein Opfer der starken Regenfälle im Juni des Vorjahres.
Etliche Horste sind nicht einsehbar. Hier geben lediglich die Dichte der Schmelzflecken um den Brutbaum Aufschluss über das Alter der Jungvögel. An anderen Stellen werde ich beim Näherkommen neugierig von vier bis fünf Wochen alten Jungbussarden beäugt. Einige ehemals besetzte Horste finde ich verlassen vor, zwei davon bereits mit allerlei Pflanzen bewachsen.

Ein Sperber fliegt warnend aus einem angrenzenden Fichtenstangenholz, als ich einen der Horste kontrolliere. Damit zeigt er mir seinen Brutplatz an. Der kleine Horst ist schnell gefunden, von den Jungvögeln ist aber noch nichts zu sehen. Der Beuteübergabeplatz des Paares liegt - wie üblich - etwa 30 Meter entfernt. Hier sind einige Baumstubben mit Singvogelfedern übersät. Dazwischen liegen etliche Mauserfedern vom Weibchen. Ich werde nach dem Ausfliegen der Jungvögel nochmals vorbeikommen und Nachlese halten.
An einem der verlassenen Bussardhorste liegt starker Verwesungsgeruch in der Luft. Die Fläche unter dem Horst ist schwer einsehbar und offensichtlich der Lieblings-Tummelplatz eines Fuchses. Überall liegen Hühner- und andere Vogelfedern herum und halbverweste, teilweise verscharrte Beutereste ragen aus dem Moos. Ein halbes Rehkitz hat er wohl erst vor kurzem an der Straße eingesammelt und hierher geschleppt.
Am 13. Juni ist es dann soweit. Vier arbeitsreiche Tage lang sind wir - zusammen mit dem Baum-Kletterer zu fünft -unterwegs, um die Jungvögel zu besendern.

Wir beginnen unterhalb von Buchwald an einem Eichenhorst mit zwei Jungen. Das ältere Geschwister steht bei unserer Ankunft bereits im Nachbarbaum, und das jüngere fliegt ab, als der Kletterer den Horstrand erreicht. Der Jungbussard kommt aber nicht weit und wird kurz darauf am Waldrand mittels Kescher von einem Ast „gepflückt“. Etwa eine halbe Stunde später ist der erste Jungbussard gewogen, vermessen, beringt und besendert. Einige Minuten später ist er bereits wieder im Horst.
Leider geht es nicht in diesem Sinne weiter, und am Ende des Tages bleibt es bei dem einen besenderten Tier.

Am Horst des weißen Bussards steht ein bereits gut fliegender Ästling neben dem Horst. Ebenso an einem weiteren, nicht einsehbaren Horst am Lutzenberg. Zwei weitere Horste finden wir zu unserer Überraschung leer vor. In einem liegen noch die rund zehn Zentimeter langen Handschwingen eines Jungvogels. Die Zahl der Schmelzflecken am Boden ist seit meinem letzten Besuch nicht größer geworden. Offensichtlich hat in der Zwischenzeit der Habicht den Horsten einen Besuch abgestattet.
Der nächste Tag verläuft wesentlich erfolgreicher. Wir starten mit Horst Nummer 1 im Annabrunner Wald, dem umfangreichsten Bau von allen gefundenen Horsten. Hier dürften schon etliche Bussard-Generationen ausgeflogen sein. Dieses Jahr kommt ein weiterer Vogel dazu. Auch er fliegt zum Waldrand, als der Kletterer unter dem Horst ist, wird mit dem Kescher gefangen und als Träger eines Senders zum unfreiwilligen aber wertvollen Mitarbeiter und Datenlieferanten des Max-Planck-Instituts.
Als nächstes besuchen wir einen Erlenhorst an der Bundesstraße 12. Am Waldrand liegt die frisch vermauserte Schwungfeder eines Waldkauzes. Einer der Jungbussarde fliegt ab und landet ein gutes Stück weiter im Wald, als wir unter dem Horst erscheinen. Die beiden Altvögel erscheinen und kreisen rufend über uns. Der zweite Jungvogel fliegt beim Erklettern des Baumes etwa hundert Meter weit in die angrenzende Wiese, wo wir ihn aufsammeln und mittels Falknerhaube ruhig stellen.

In einem weiteren Erlenhorst an der Isen können wir im Anschluss sogar beide Jungvögel besendern. Gleich drei Geschwister finden sich in einem dritten Erlenhorst, ebenfalls in der Nähe der Isen. Die beiden Älteren werden besendert; das Nesthäkchen ist dafür noch zu jung und erhält lediglich einen Ring. Offensichtlich kommt es bei den Fütterungen stets zu kurz und bleibt in der Entwicklung mehr und mehr zurück. Bereits bei unserer Ankunft und während der Kletter-Vorbereitungen waren ständig jammernde Bettelrufe zu hören. Ein Griff zum Brustbein des Kümmerers zeigt, dass hier gehandelt werden muss, um seine Überlebenschancen zu steigern. Während der Horstsuche im März habe ich den Besitzer eines nahen Hofes getroffen. Dorthin fahre ich nun und erhalte von der Oma ein halbes Suppenhuhn aus der Tiefkühltruhe. Dieses wird aufgetaut, kleingeschnitten und dem Jungbussard direkt in den Schnabel serviert. Auf den Schnabel geträufeltes Wasser sorgt dafür, dass er auch brav alles schluckt. Mit vollem Kropf, den Resten des Huhns und den besten Wünschen setzen wir den Jungbussard später wieder zu seinen Geschwistern in den Horst zurück.
Der letzte Horst des Tages enthielt ursprünglich zwei Jungvögel, von denen einer bereits ausgeflogen ist. Der Nachzügler fliegt etwas unbeholfen in ein Feld. Leider stellt sich heraus, dass er eine Verletzung im Schnabel hat. Der Gaumen ist stark geschwollen und nekrotisch. Auch ein Auge ist bereits in Mitleidenschaft gezogen. Er wird noch am späten Abend in die Vogelklinik gebracht, wo er allerdings nach genauerer Untersuchung eingeschläfert werden muss. Am Ende des Tages tragen sieben Bussarde einen Sender.

An den beiden Folgetagen geht es in diesem Sinne weiter, und am Abend des vierten Tages sind alle Sender angebracht. In vier Horsten sind Geschwister besendert.
In fast allen Horsten finden sich Singvogelfedern und Tierskelette, die zeigen, wie intensiv die Bussarde die Straßen frequentieren, um überfahrene Tiere beziehungsweise Teile derselben aufzulesen. Vor allem wenn Feldmäuse, die die Hauptnahrung stellen, selten sind, nutzen die Bussarde den Futterlieferanten Straßenverkehr. Dann schleppen sie auch Singvögel und Teile mittelgroßer oder großer Tiere zum Horst, die sie selber nicht fangen oder überwältigen könnten. Die interessantesten Funde: Schlegel von Rehkitz und Jungfuchs, Entenskelett, Krähen, Drosselfedern, Schlangenhaut.
Der niedrigste erkletterte Horst befindet sich in einer Höhe von 19,40 Metern, der höchste in 28,40 Metern. Der höchste Horst, aus dem Jungvögel ausflogen, liegt im äußersten Wipfel einer Tanne in etwa 32 Metern Höhe.
02.06.2014

Bei schönem Wetter kontrolliere ich wieder eine Reihe von Brutplätzen, diesmal westlich und östlich von Buchbach. An den Waldrändern und in den Heckenstreifen steht der Holunder in voller Blüte. Während ich einen Strauch abernte, freue ich mich schon auf frischen Sirup und Hollerküchle. Auch die Brennnesseln und Brombeeren haben angeschoben und bilden stellenweise fast undurchdringliche Dickichte.
Ich kämpfe mich zu einem Horst in der Krone einer Esche durch. Unter dem Horst ist noch nicht viel zu finden, aber unter einer nebenstehenden Fichte liegt reichlich Schmelz. Ein Altvogel kreist über den Baumkronen, verfolgt von einem Trupp laut krächzender Krähen. Deren Jungvögel fliegen gerade aus, deshalb quittieren sie jedes Erscheinen des Brutnachbarn mit heftigen Attacken. Junge Krähen sind bei Bussarden und anderen Greifvögeln eine begehrte Beute, und umgekehrt wissen auch Krähen die Eier oder frisch geschlüpften Jungen der Greife zu schätzen.

Im Burgholz habe ich bei meiner ersten Begehung im März einen möglichen und dann Mitte April den vermeintlichen Horst des anwesenden Paares gefunden. Die jetzige Kontrolle zeigt, dass ich mich offensichtlich getäuscht habe. Der Bodenbewuchs unter dem Horst weist nur einen einzigen weißen Klecks auf, dafür aber ist die Nadelstreu um eine zwanzig Meter entfernte Fichte herum weiß gesprenkelt. Beim Absuchen der Krone entdecke ich in dieser Fichte noch einen Horst, der sehr gut durch Äste gedeckt ist.
Auch an einigen weiteren Stellen verhindern benadelte oder inzwischen belaubte Zweige den Blick auf die Horste. Nur durch die Hinterlassenschaften am Boden und die Reaktion der Altvögel kann hier darauf geschlossen werden, dass sich Junge in den Nestern befinden. Im „Zuckmandel“ lege ich einen Stopp am Habichtshorst ein. Nach kurzer Zeit rührt sich etwas, und das flauschige weiße Köpfchen und die Schultern eines faustgroßen Dunenjungen erscheinen am Rande des umfangreichen Baus. Gleich darauf rutscht das Junge wieder in die Horstmulde zurück.

Auf den nächsten besetzten Bussard-Horst im Bergfeld bietet ein Rückeweg, wenn auch in einiger Entfernung, relativ freie Sicht. Ich schleppe Stativ und Spektiv mit und komme gerade zur richtigen Zeit am Beobachtungsplatz an: Kurz vorher hat offensichtlich eine Fütterung stattgefunden. Zwei Jungvögel, um die drei Wochen alt, stehen im Horst. Der ältere der beiden bemüht sich gerade, eine Maus im Ganzen zu verschlingen. Bis ich das Stativ aufgestellt und das Spektiv auf den Horst ausgerichtet habe, liegen die beiden leider schon wieder flach in der Horstmulde. Nur ein Rücken ist noch zu erkennen. Somit gelingen außer den schnell geschossenen Belegaufnahmen keine passablen Aufnahmen des Bussard-Nachwuchses.

Im Anschluss fahre ich an die Isen. Dort habe ich in einem Erlenbruch in den Auwiesen einen Brutplatz eingegrenzt, den Horst aber wegen Nässe bislang nicht gesucht. Er steht an der vermuteten Stelle mitten im Bestand, allerdings praktisch unerreichbar in der Krone einer schwachen Erle. Die vielen weißen Flecken auf den Brennesseln darunter verraten, dass er Jungvögel beinhaltet.
Ich versuche mein Glück in einem breiten Pappelstreifen, wo ich ebenfalls einen Brutplatz lokalisiert habe. Als ich an einem Graben entlang laufe, überrasche ich einen Graureiher. Fünf Meter neben mir fliegt dieser plötzlich laut klatschend aus den tiefen, zugewachsenen Graben. Ich bleibe überrascht und beeindruckt stehen.
Der Horst, für den sich das Bussard-Paar entschieden hat, ist auch schnell gefunden, liegt aber ebenfalls fast unerreichbar hoch in der Krone einer Pappel.
Während ich abends zum Fahrzeug zurück laufe, ziehen Gewitterwolken auf und sorgen für eine geradezu magische Stimmung in den Auwiesen.
23.05.2014

Inzwischen sind die Feld- und Waldwege wieder trocken und befahrbar. Bei frischem Wind ist es stark bewölkt. Ich beginne morgens unterhalb von Velden mit der Kontrolle zweier Brutplätze mit jeweils zwei nah beieinander liegenden Horsten. Beide habe ich erst einmal durchsucht, um die Horste zu finden, und ansonsten vom Feld aus beobachtet.
Im ersten Waldstück hat mir vor Wochen ein Ast eine kleine Narbe im Augenlid beschert. Darum gehe ich heute besonders vorsichtig zu Werke. Nach den niederschlagsfreien Tagen ist diesmal auch frischer Schmelz im Horstumfeld zu finden. Die weißen Flecken auf den frischen Blättern der wuchernden Brombeerranken verraten auch die bevorzugten Ruhebäume - hier einige starke und tiefbeastete Fichten an windgeschützten Stellen mit gutem Überblick über den Brutbereich.
Zum Fundzeitpunkt waren beide Horste in benutzbarem Zustand und hatten einen Durchmesser von rund 70 cm. Inzwischen ist der Horst, für den sich das Paar entschieden hat, um einiges umfangreicher geworden. Während ich an einem der Ruhebäume stehenbleibe, merke ich, dass ich etwas Wichtiges vergessen habe: Eine ganze Armada von Zecken krabbelt die Hosenbeine hoch. In den letzten zwei Monaten hatte ich bereits mehr Zeckenbisse als sonst in einem ganzen Jahr, was wohl dem milden Winter geschuldet ist. Aber auch mit Zeckenschutz beschäftigen mich die Plagegeister im Laufe des Tages weiter, einige stören sich nicht wirklich daran.


Im zweiten Waldstück ist auch nach dieser Kontrolle noch nicht klar, wo die Bussarde brüten, da einer der Horste besonders gut im grünen Wipfel einer Fichte versteckt ist und unter beiden einige weiße Kleckse zu finden sind. Das ansässige Paar lässt sich während der Beobachtungszeit nicht blicken. An der dritten Stelle kann ich von einem Weg aus den Altvogel im Horst bestätigen. Die Buchfinken lassen gegen Mittag ihren Regenruf hören und die Schwalben jagen niedrig über den bereits kniehohen Getreidefeldern. Trotz dieser Prognosen bleibt es im Untersuchungsgebiet trocken, und ich kann meine geplanten Kontrollen, bei denen ich teilweise durch die Felder laufen muss, fortführen. In Richtung Erding regnet es allerdings.
Als erstes nehme ich mir das Paar am Lutzenberg vor. In zwei Waldstücken habe ich hier neben etlichen Krähennestern auch je einen möglichen Bussardhorst gefunden. Allerdings konnte ich bislang nur einzelne, kreisende oder in Straßenbäumen stehende Vögel beobachten, aber nie einen im Wald beziehungsweise an den vermeintlichen Horsten landend. Auf dem Weg dorthin halte ich wegen eines Anrufs in einem Feldweg. Damit kommt mir der Zufall zu Hilfe: Ich beobachte zwei aus einem Wäldchen fliegende Bussarde beim Vertreiben eines dritten, darüber hinwegfliegenden Vogels. Kurz darauf stehe ich am Waldrand und lausche den Kontaktrufen des inzwischen zurückgekehrten Paares, welches sich nach der Aufregung langsam wieder beruhigt. Mit dem Fernglas kann ich an der Stelle des einen Rufers auch den Horst im grünen Wipfel einer starken Fichte entdecken. Dieser war mir bei der Kontrolle am 08. März nicht aufgefallen; möglicherweise ist er in der Zwischenzeit gebaut oder zumindest stark ausgebaut worden.
Über einem Feld in der Nähe segelt ein Rotmilan einem Traktor hinterher. Er selber wird von zwei Krähen verfolgt. Die Art ist in den letzten Jahren im Zuge der geplanten Windparks zu einer richtigen Berühmtheit geworden.

Ein isoliertes Waldstück unterhalb von Buchbach ist mein nächstes Ziel. Hier kenne ich ebenfalls eine Reihe von Krähennestern und mehrere für den Bussard in Frage kommende Nistunterlagen. Beide Arten sind anwesend. Die Bussarde haben ein Nest in einer alten Eiche gewählt und ausgebaut. Während ich die Koordinaten nehme, steigt plötzlich mein Adrenalinspiegel, als ich in der Nähe hohe Falkenrufe höre. Ein Baumfalkenpaar ist Brutnachbar der Bussarde und hat eines der alten Krähennester okkupiert.
Zum Schluss beobachte ich wieder von exponierter Stelle in der Steinrinne die drei mir bekannten Horste in Altholzinseln. Ein Turmfalke putzt sich in einem Lärchenüberhälter, ein Mäusebussard und ein Krähenpaar sind ebenfalls anwesend. An den Horsten selber ist während der einstündigen Beobachtung und auch bei der Kontrolle des Bodens darunter nichts zu sehen. Somit bleibt weiter unklar, wer wo brütet. In einer Gruppe Jungfichten unter einem Horst trete ich fast auf einen Marder, welcher sich anscheinend im Schutz der Äste zum Schlafen eingerollt hat. Nun springt er mit großen Sätzen davon - ob Baum- oder Steinmarder, kann ich auf die Schnelle nicht erkennen.
Aus einer Höhle in einer Fichte in der Nähe sind die andauernden, zirpenden Bettelrufe junger Spechte zu hören. In regelmäßigen Abständen kommt das Buntspechtpaar mit einem Schnabel voller Insekten oder Larven heran und füttert seine Brut.
17.05.2014
Nach morgendlichen Regenschauern ist es nachmittags bewölkt bei 11 bis 17°C. Inzwischen ist die Brutzeit der Bussarde weit fortgeschritten, und in den ersten Horsten könnten sich bereits kleine Jungvögel befinden. An vielen Stellen war vor einem Monat noch nicht klar, welche der gefundenen Horste vom Mäusebussard besetzt wurden. Etliche Stellen, an denen noch Unklarheit herrscht, möchte ich heute kontrollieren.

Bereits beim zweiten Waldstück werde ich aber ausgebremst. Durch den tagelangen Regen sind die unbefestigten Feldwege unpassierbar. Auch die gekiesten Wege sind völlig aufgeweicht, in Vertiefungen steht das Wasser. Um die Fahrbahn für die Waldbesitzer und Jagdberechtigten freizuhalten, parke ich sonst neben dem Weg. Nun stelle ich das Fahrzeug so nah wie möglich an der Straße ab und bleibe mit zwei Rädern auf dem befestigten Bereich der Feldwege.
Beim Umkehren rutsche ich allerdings in eine leicht abschüssige Wiese, und beim Versuch wieder auf den Weg zu kommen, immer weiter von diesem weg in Richtung eines Wasserlochs und in weicheren Boden. In der Nähe liegt der Rest eines Kieshaufens, aber auch die unter die Reifen gelegten Steine helfen nicht weiter. Nach einer halbstündigen Schlammschlacht stapfe ich zum nächstgelegenen Anwesen. Dort steht ein Traktor vor dem Kuhstall. Der freundliche Hofbesitzer mistet gerade den Stall aus und erklärt sich sofort bereit, mir zu helfen. Es stellt sich heraus, dass ich am Morgen gerade in seinem Wald mit der Kontrolle eines Horstes begonnen habe. Eine Viertelstunde später ist die „Karre aus dem Dreck gezogen“, und ich kann mit meiner Tour weiter machen.

Auf Straßenschildern, Pfosten und Strommasten stehen in regelmäßigen Abständen einzelne Bussarde - wohl immer die Männchen der jeweils ansässigen Paare - und warten mit nassem Gefieder und eingezogenem Kopf auf Wetterbesserung. Wiederwillig fliegt mancher ein paar Meter weiter auf die nächstbeste Ansitzmöglichkeit, als ich anhalte oder langsamer werde. Den Turmfalken macht der Regen dagegen nichts aus. Als aktive Flieger sind sie nicht auf Thermik angewiesen und jagen beziehungsweise rütteln wie immer über den Feldern und Wiesen.
Am Nachmittag lässt der Regen nach, und gegen Abend kommt sogar die Sonne durch. Auch an bereits sicher besetzten Horsten auf der Strecke mache ich jeweils einen kurzen Beobachtungsstopp. Zu einem Brutplatz in einem Erlengehölz an der Bundesstraße 12 komme ich gerade rechtzeitig: Das Männchen fliegt mit einer Maus den Horst an und wird vom Weibchen mit aufgeregten, hohen Rufen empfangen. An einigen Stellen erhalte ich Klarheit über die Besetzung des Horstes, an anderen ist während der Kontrolle der vorhandenen Horste keinerlei Aktivität zu verzeichnen, obwohl ich bei den Beobachtungen in den letzten Monaten kreisende und landende Paare oder Einzelvögel gesehen hatte. Auch das Absuchen des Bodens bringt nicht viel. Der Regen der letzten Tage hat die Schmelzflecken aufgelöst.
Einige vermeintliche Brutplätze werde ich ein weiteres Mal kontrollieren müssen um festzustellen, ob und welcher der vorhandenen Horste besetzt und welcher nur ein Wechselhorst ist. Auch die Frage, welche weiteren Arten in den fast 70 lokalisierten Horsten brüten könnten, sorgt für reichlich Spannung. Inzwischen sind auch die Baumfalken und Wespenbussarde bei uns eingetroffen, und damit ist die heimische Greifvogelwelt wieder vollzählig.
15.04.2014
Es ist genauso windig und nasskalt wie gestern. Ich beobachte zwei Waldstücke nordöstlich von Buchbach im Gebiet „Scheueck“. Das gesamte Umfeld habe ich bereits kontrolliert, aber hier wäre noch ein weiterer Brutplatz möglich.
Von einem nahen Gehöft sind seltsam monotone Rufe zu hören, dort werden wohl Pfauen gehalten.

Um kurz nach halb zehn Uhr fliegt ein Bussard schwerfällig aus einer Wiese zum Waldrand. Sofort ist eine Krähe zur Stelle und hasst auf ihn. Der Verfolgte landet in einem Bäumchen am Waldrand, wird aber weiter von der Krähe belästigt und sucht sich eine andere Ansitzwarte. Bei jedem der kurzen, erzwungenen Standortwechsel kommt eine weitere Krähe hinzu und unterstützt die Artgenossin. Schließlich fliegt der Bussard, von mehreren Krähen verfolgt, in den Nachbarwald.
Die Waldkontrolle bringt lediglich Krähennester und in Baumhöhlen brütende Stare. Ein Buchfink lässt seinen Regenruf hören. Auf dem Weg zurück zum Fahrzeug sehe ich die bereits angekündigte schwarze Wolke. Ich schaue kurz zum Horst, an dem ich beim letzten Durchgang das Paar Schwarzmilane gesehen habe. Weder am Horst noch in der Umgebung ist etwas zu sehen, aber die Milane haben auch noch etwas Zeit, denn der Brutbeginn ist in der Regel Anfang Mai.
Als nächstes kontrolliere ich die Horste im Kreutelholz. Einer davon war bei der Entdeckung am zweiten März mit frischen Fichtenzweigen ausgelegt. Bei zwei Kontrollen in der Zwischenzeit sah ich keinen Vogel am Horst. Heute habe ich mehr Glück: im stark im Wind schwankenden Horst ist einer der Altvögel zu sehen. Als ich ankomme, steht er gerade in der Nestmulde und dreht anscheinend das Gelege. Dann ist nur noch die Rückenlinie zu erkennen.

Ich fahre zu einem Marterl auf einem Hügel bei Loiperstätt und beobachte die Umgebung. Zwei Bachstelzen suchen im Acker neben mir nach Nahrung. Ansonsten lassen sich nur Krähen und eine einzelne Singdrossel blicken. Es beginnt zu graupeln.
Anschließend fahre ich vom Korberfeld in Richtung Wolfwinkel zu weiteren bereits bekannten Horsten. An den vermeintlichen Bussardbrutplätzen erhalte ich keine neuen Informationen.
Im „Zuckmandel“ gibt es aber ein Wiedersehen - oder besser Wiederhören - mit dem Habicht. Die Brut findet also in dem Horst statt, in dessen Nähe ich die Balz des Paares miterlebt habe. Auf dem Weg zum Horst auf der Gegenseite des Waldes entdecke ich mehrere Singvogelrupfungen auf einem alten, bemoosten Baumstumpf. Darunter sind mehrere Mäuselöcher. Einen Teil der frischen Federn haben die Nutznießer dieser Rupfstelle bereits in die Gänge gezogen. Sie werden es mir nachsehen, wenn ich einige zu Bestimmungszwecken wieder herausziehe. Das übrig gebliebene Kleingefieder sollte für ein warm ausgepolstertes Nest allemal reichen.

An anderer Stelle liegt die Rupfung einer Ringeltaube und in einer Dickung der Riss einer Fasanenhenne mit Fuchslosung in der Mitte. Die westlich und östlich angrenzenden Horste waren bereits bei der Entdeckung besetzt. Lediglich in Bezug auf den im Burgholz am 24. März gefundenen „Horst“ bin ich im Unklaren, ob es der tatsächliche Brutplatz des anwesenden Paares ist. Obwohl nur ein kleiner Teil des Nests zu erkennen und der Umfang schwer zu schätzen ist, habe ich dieses eher als Krähennest eingestuft.
Ich suche den Bestand dieses Mal aus entgegengesetzter Richtung zum Brutplatz hin ab und kämpfe mich durch mannshohes Brombergestrüpp. Achtzig Meter von dem bereits gefundenen Nest entdecke ich dann den wirklichen Horst der Bussarde: gut ein Meter Durchmesser, knapp unterhalb des grünen Kronenbereichs im Wipfelabbruch einer starken Fichte. Genauso wie es sich für Mäusebussarde gehört. Ein anderer Blickwinkel und weniger Gegenlicht von oben machen manchmal den Unterschied aus.
Mit diesem positiven Erlebnis beende ich die Suche vorerst. Es graupelt weiter, und ich bin froh, als ich ziemlich durchgefroren am Fahrzeug ankomme. Wenige Kilometer weiter bin ich jedoch bereits wieder draußen unterwegs. Ein dunkler Fleck in der Astgabel eines Baumes neben einer Straße entpuppt sich als Krähenkadaver. Es ist nicht die erste Krähe, die ich tot in einer Astgabel hängend finde. Auch fand ich einmal einen im Gezweig einer Hecke eingeklemmten Bussard - wahrscheinlich ein Verkehrsopfer einer in der Nähe vorbeiführenden Bundesstraße, durch den Aufprall in die Hecke geschleudert. Die Krähe könnte dasselbe Schicksal erlitten haben. Ebenso könnte Leitungsanflug die Ursache sein, denn ein Hochspannungsmast steht im Feld daneben. Auch der Marder schleppt Verkehrsopfer in den Schutz von Bäumen oder Hecken. Das erklärt die manchmal in Astquirlen oder -gabeln hängenden, eingetrockneten Igelkadaver.
Während ich eine Aufnahme der Krähe mache, fliegt eine weitere - möglicherweise der Partner des verunglückten Vogels - aus einem Nachbarbaum über mich hinweg.
14.04.2014

Es ist stark bewölkt mit einzelnen sonnigen Abschnitten und Regenschauern, bei Temperaturen um bis 6°C. Durch den ständigen frischen, teils böigen Wind liegt die gefühlte Temperatur allerdings nahe dem Gefrierpunkt. Die Greifvögel beschränken ihre Flugaktivitäten auf das Nötigste. Ich suche in den Laubholzstreifen entlang der Gräben und Bäche nach weiteren Brutplätzen, zuerst östlich von Buchbach entlang des Mühlbachs.
Unweit von Oberbonbruck entdecke ich einen besetzten Horst auf dem starken Seitenast einer Weide. Nur die Rückenlinie, Schwanz- und Flügelspitzen des brütenden Vogels sind durch das Geäst erkennbar. Von der Straße aus halte ich den Horst unter Beobachtung. Nach geraumer Zeit erhebt sich der Vogel kurz, und ich kann den nächsten besetzten Bussardhorst eintragen.

Am Nachmitttag bin ich wieder an der Isen zwischen Wesentgernbach und Dorfen auf Horstsuche. In der Nähe der Kirchstetter Mühle finde ich einen großen Horst in einer Erle direkt am Fluss. Aktivität kann ich während der Beobachtungszeit am Horst nicht feststellen, aber ein Bussard steht unweit in einer Pappel in der Nähe des Flutkanals. Ein Starentrupp ist im Umfeld des Horstes in den Baumkronen unterwegs und narrt mich mit regelmäßigen Bussardrufen.
Zwei Turmfalkenpaare jagen im westlichen Teil des Gebietes. Hier kann ich nur noch Krähennester lokalisieren. In einem ist der brütende Altvogel zu erkennen. Die älteren Nester stehen den Turmfalken und anderen Nachmietern zur Verfügung.
Südlich Dorfen kämpft ein Bussard im niedrigen Flug gegen den Wind an. Hier finde ich einen großen und gut ausgebauten Horst in einem Erlenstreifen, neben je einem anscheinend besetzten Krähen- und Elsternnest.
Die anschließende Kontrolle der Nester um Kraham bringt nichts Neues.
09.04.2014
Am frühen Morgen geht noch ein letzter Schauer nieder, danach bleibt es trocken. Es weht aber ein sehr kalter Wind. Handschuhe und Winterkleidung sind wieder gefragt. Die Kontrolle des Horstes im Langenlohholz zeigt, dass dieser besetzt ist. Den nächsten Brutplatz bei Angering kann ich von der Straße aus kontrollieren. Ich stoppe zum richtigen Zeitpunkt: Offensichtlich hat gerade eine Brutablösung stattgefunden. Beide Vögel sind am Horst, einer fliegt ab und kreist in der Nähe, der Partner schiebt sich in die Nestmulde. Den nächsten vermeintlichen Brutplatz kontrolliere ich bereits zum vierten Mal. In dem Gehölz aus Erlen und Lärchen sind sieben Nester vorhanden, zwei davon habe ich dem Mäusebussard zugeschrieben, aber bislang noch keinen Vogel im Horst, sondern nur um das Gehölz segelnd beobachten können.

Ein Bussard steht bei meiner Ankunft im Wind über dem Gehölz, zieht etwas weiter und beginnt zu jagen. Ich verliere ihn aus den Augen. Nach einiger Zeit segelt ein Bussard niedrig um das Gehölz, heftig von dem ansässigen Krähenpaar attackiert. Kurz darauf kann ich endlich den braunen Rücken des brütenden Vogels in einem der Horste ausmachen.

Bevor die Bäume vollends belaubt sind, suche ich in den Laubholzstreifen entlang der Isen nach weiteren Brutplätzen. In den Moosmühlwiesen jagt ein Turmfalkenpaar. Ein Fasan stolziert durch die Mähwiesen, richtet sich zwischendurch auf und trägt seine bescheidene aber laute „gögöck“ Gesangstrophe vor. Niedrig über den Wiesen sind jetzt wieder regelmäßig Rauchschwalbentrupps in rasantem Flug auf Insektenjagd unterwegs. Vor einer Woche habe ich die ersten aus den Winterquartieren zurückgekehrten Tiere gesehen.
In den Auwiesen ist ein weiteres Bussardpaar ansässig. Ein Vogel fliegt bei meiner Ankunft vom Flussufer ab, ein daneben schwimmendes Stockentenpaar bleibt hingegen völlig entspannt. Das Gebiet ist auch bei Gassigehern sehr beliebt. Beim letzten Stopp habe ich gleich wieder das Weite gesucht, da ich förmlich überrannt wurde. Heute ist es relativ ruhig, als ich den Rundgang durch die Wiesen mache. Krähennester sind im Dutzend vorhanden, die potenziellen Folgenutzer haben freie Auswahl. Eine der Krähen sorgt gerade dafür, dass dies so bleibt und fliegt mit Ästchen im Schnabel in Richtung Isen. Am frühen Nachmittag segelt ein Wiesenweihen-Weibchen niedrig an mir vorbei in östliche Richtung.

Nachdem ich den Brutplatz des Paares eingegrenzt habe, fahre ich ins „Wilde Moos“. Zwei Silber- und ein Graureiher sind in den Feuchtwiesen auf Nahrungssuche. Von der nahen Bundesstraße habe ich hier bereits Bussarde gesehen. Heute dauert es etwas, bis sich einer zeigt. Im Vergleich zum vorherigen Standort sind hier weniger Krähennester zu sehen, es gibt aber auch breitere Laub- und Nadelholzstreifen, in denen der Kronenbereich schwerer einzusehen ist. Ich kontrolliere die größeren. Diese werden dem Namen des Gebietes gerecht: hier gibt es viel Unterwuchs und Totholz.

Ich stoße auf das Skelett eines Mäusebussards und die frische Rupfung eines Stieglitzes. Was ich an Nestern finde ist allerdings eines Bussards nicht würdig. Dennoch ist über einem Altpappelstreifen plötzlich ein Paar rufend über mir. Ich beobachte weiter von mehreren Standorten, kann den eigentlichen Brutplatz aber nicht feststellen, sondern lediglich auf zwei nahe beieinander liegende „Hörstchen“ eingrenzen.
08.04.2014

Nach mehreren frühmorgendlichen Schauern ist es stark bewölkt und windig, aber trocken. Ich fahre zur „Steinrinne“ südwestlich von Buchbach. Überall in den von Brombeeren zugewachsenen Lichtungen und Anpflanzungen singen, warnen und flattern die rastlosen Zilpzalpe umher. Ganz anders ein Graureiher, der ruhig und mit schwerem Flügelschlag der Isen zufliegt.
Das Nest im Südteil der Steinrinne ist wie erwartet von Krähen besetzt. Ich richte mich auf eine längere Beobachtung am Rande der Senke mit den beiden im mittleren Waldbereich gefundenen Horsten ein. Von der Straße aus sind die hier stehengebliebenen Altholzinseln nicht einzusehen, also suche ich eine Sitzgelegenheit mit Deckung und Überblick. Das dauert etwas, denn praktisch alle Baumstümpfe und Stellen in Ideallage sind mit einem Häufchen Fuchslosung garniert. Schließlich finde ich am Rande eines Altholzbestandes meinen Beobachtungsplatz, von der aus ich die betreffenden Horstplätze mit dem Fernglas beobachten kann.

Aus der Umgebung ist einmal ein Bussardruf zu hören. Ansonsten lassen sich nur Krähen, Buntspechte und Zilpzalpe blicken. In oder an den Horsten rührt sich nichts. Ich entdecke noch einen weiteren möglichen Bussardhorst im Wipfelabbruch einer Randfichte und ein Krähennest.
Am späten Vormittag frischt der Wind nochmals auf und nach mehreren Schauern regnet es sich ein. Ich breche ab. Bei dem Wetter drücken sich die brütenden Vögel noch tiefer in die Nestmulde und warten bis sich die Lage wieder beruhigt. Die Baumwipfel schwanken mehrere Meter hin und her. Beim Rückmarsch zum Fahrzeug frage ich mich, ob ein brütender Vogel eigentlich seekrank werden kann.
Am Nachmittag geht es durchwachsen weiter, mit frischen Wind und Regenschauern. Oberhalb von Buchbach habe ich beim letzten Durchgang das Brutgebiet eines Paares eingegrenzt und den vermuteten Brutplatz in die Karte eingetragen. Wenn schon nichts fliegt, will ich zumindest diesen bestätigen. Ich folge einem Wildwechsel durchs Gehölz an einem Bachlauf, dann geht’s querfeldein durch nasse Wiesen zu dem isolierten Waldstück. Vom Waldrand fliegt ein Bussard aus einer Randeiche. Hier habe ich das Paar bereits während der vorhergehenden Beobachtungen gesehen.
Der gut ausgebaute Horst auf den Seitenästen einer Fichte befindet sich in der Nähe des Waldrands an der bereits eingezeichneten Stelle.

Zu einem weiteren Paar bei Oberensbach liegen mir lediglich die Beobachtungen der kreisenden Vögel aus größerer Entfernung vor. Wegen dazwischen liegender Hügel, Gehöfte und Waldstücke habe ich keine Anhaltspunkte zum engeren Brutgebiet. Da mit Flugbewegungen weiterhin nicht zu rechnen ist, suche ich den weitläufigen Waldkomplex, über dem das Paar mehrfach erschienen ist, systematisch ab. Heute heult keine Säge in den Wäldern, ich bin ganz alleine im Forst unterwegs. Nach längerer Suche finde ich auch den Horst dieses Paares.
Ab 17:00 Uhr blinzelt mehrmals die Sonne kurz durch Wolkenlücken. In der Hoffnung auf die eine oder andere Beobachtung im südlich angrenzenden Gebiet halte ich auf einem Hügel. Nach einer Stunde werde ich belohnt: ein Paar Schwarzmilane tauchen vor meinem Standort auf und kreisen zusammen, kurz von einem Krähenpaar verfolgt. Nach einigen Minuten verschwinden sie weit im Süden. In dem Laubholzstreifen, aus dem das Paar vermutlich gestartet ist, finde ich einen gut für den Milan (aber auch für den Mäusebussard) geeigneten Horst und ein Krähennest.
07.04.2014

Wetter: sonnig, 19°C, leichte Brise. In der Gegend oberhalb des Soyensees sind mir bislang zwei Brutplätze bekannt. Im Laufe des Tages sind an beiden Stellen mehrmals ein bis zwei Bussarde zu sehen. Einen weiteren besetzten, sehr umfangreichen Horst finde ich im Laufe des Nachmittags.
Während ich einen schmalen Fichtenbestand durchlaufe, in dem ich ein Krähennest kenne, überfliegt mich ein bussardgroßer weißer Vogel. Im nächsten Augenblick stehe ich bereits am Waldrand und beobachte eine Kornweihe bei der Jagd in den umliegenden Wiesen. Es ist ein Männchen im Alterskleid mit gänzlich grauweißem Gefieder und schwarzen Flügelspitzen. Mit dem Auftreten dieser Art in Bayern und der Suche nach den winterlichen Schlafplätzen beschäftige ich mich schon seit etlichen Jahren. Jede Beobachtung eines Individuums in einer Gegend, in der noch kein Schlafplatz bekannt ist, ist deshalb von besonderem Wert.

Kurz darauf habe ich bei der Fahrt zu einem anderen Standort ein weiteres, besonderes Erlebnis. In einem Waldbereich, den ich durchqueren muss, hoppelt ein Hase, offensichtlich etwas verstört, am Weg hin und her. Als ich langsam näher rolle, verschwindet er neben dem Weg unter einem alten Baumstumpf. Da ich ihn nicht mehr sehe, fahre ich hin und entdecke den diesjährigen Hasen im Schutze des Baumstumpfes gekauert. Dort bleibt er, auch als ich anhalte. Auf der Gegenseite des Weges leuchten zwei große helle Flecken unter Jungfichten hervor. Ich schaue nach und finde die praktisch noch „warme“ Rupfung einer Ringeltaube, verteilt auf mehreren Quadratmetern.

In der Mitte liegen die frischen Innereien der Taube und am Rand die Visitenkarte des Täters - ein großer weißer Schmelzstrich. Fuchs oder Marder werden später Nachlese halten und sich die Reste holen. Vielleicht war die Anwesenheit des Habichts die Ursache für das Verhalten des Junghasen, oder schlicht Unerfahrenheit?

Von einer Bank an passender Stelle am Waldrand - dem Verschönerungsverein Haag sei Dank - kann ich mein heutiges Untersuchungsgebiet überblicken. Alpenpanorama inklusive. Hier lasse ich den Tag ausklingen.
02.04.2014

Wetter: Strahlender Sonnenschein von morgens bis abends, Temperaturen über 20° Celsius und ein leichter Wind. Die besten Voraussetzungen also für reichlich Flugaktivität. Meine Beobachtungsobjekte halten, was das Wetter verspricht. Von meinen Beobachtungsplätzen südlich Velden habe ich am Vormittag fast zwei Stunden lang zehn und mehr Bussarde im Blickfeld. Einmal kreisen sieben Vögel im gleichen Thermikschlauch. Über einem hoch in einer Alttanne am 08. März gefundenen Horst kreist ständig ein Paar, und ein Vogel landet zwischendurch in dem betreffenden Bestand.

Aus einem kleineren, noch nicht kontrollierten Wäldchen in meiner Nähe startet ebenfalls ein Paar. Einer der Vögel - ich meine, es ist das Männchen - ist sehr hell. Der zweite Vogel ist ebenfalls heller als der Durchschnitt. Auch zwei einzelne Sperber steigen aus den umliegenden Wäldern auf.
Die ruhigere Mittagszeit nutze ich, um Kontrollen durchzuführen. Am vermeintlichen Brutplatz des hellen Paares finde ich zwei Horste. Im Laufe des Nachmittags kann ich an weiteren Standorten Brutplätze eingrenzen oder bestätigen. Das schöne Wetter lässt auch anderes Getier munter werden, und nach meinen Waldbegehungen kommt jetzt wieder regelmäßig die Zeckenzange zum Einsatz.
01.04.2014